Ja, liebe Heiner, vielen herzlichen Dank für die Vorstellung, an der ich jetzt nun nicht
beiwohnen konnte, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Geduld.
Ich weiß, ich bin für spät nach meiner Uhr, es sind fünf Minuten, das ist nahezu unverzeihlich,
aber ich hatte gerade eben noch in der Kochstraße 4 Seminar und wie es dann eben so ist, schließen
sich an das Seminar, dann kommen Fragen zu den Referaten von Seiten der Studierenden
und dann habe ich noch versucht, die eine oder andere Frage zu beantworten und bitte
Sie also um Nachsicht und Verständnis, dass ich also jetzt hier nicht pünktlich beginnen
kann, aber steige damit in das Thema gleich ein.
Der Titel, das Thema meines Vortrages lautet Judenemanzipation im 19. Jahrhundert, Hindernisse,
Durchbrüche, Rückschläge.
Sie wissen, ich bin hier für Qua Denomination, für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte
zuständig, aber das bedeutet keineswegs, dass ich mich in den folgenden Ausführungen
auf Bayern und Franken beschränken wollte.
Ganz im Gegenteil möchte ich schon den Blick richten auf dieses Thema der Judenemanzipation
und ihre Wirkungen, aber auch ihre Hemmungen in 19. Jahrhundert mit dem Blick auf Deutschland.
Wenige Seitenblicke außerhalb Deutschlands seien mir gestattet, aber im Wesentlichen
wird es um Deutschland gehen.
Der Begriff der jüdischen Emanzipation meint in erster Linie den langwierigen Prozess
der rechtlichen und staatsbürgerlichen Gleichstellung der Juden.
In diesem Sinne wurde das Wort bereits im frühen 19. Jahrhundert verwendet.
So sprach Wilhelm Traugott Krug 1828 als einer der ersten von der Emanzipation der Juden
und meinte damit, ähnlich wie bei der Emanzipation der Katholiken in Großbritannien,
ich zitiere ihm das volle Bürgerrecht und die Anwortschaft auf alle Staatsämter.
Zitat Ende.
In ähnlicher Weise verstand auch Karl Steinerger in seinem Artikel Emanzipation der Juden
im Staatslexikon Karl von Rodex und Karl Theodor Welkers, darunter die Zitat
Gleichstellung derselben mit den übrigen Staatsbürgern in den politischen und bürgerlichen Rechten.
Krug wie Steinerger waren überzeugte Vertreter eben dieser Emanzipation der Juden,
da der Staat, so Krug, ich zitiere, allen Religionsparteien ohne Ausnahme freie Religionsausübung
zu gewährleisten und sie zu schützen wie zu beaufsichtigen habe.
Damit sie ruhig und friedlich nebeneinander wohnen und keine die andere beleidige oder gar verfolge.
Noch im 19. Jahrhundert wurde der Begriff jedoch auch in umfassender Weise auf den gesamten Prozess
der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Transformation des Judentums bezogen und umfasste damit auch jene Prozesse,
die bezogen auf die soziale Stellung der Juden als gesellschaftlicher Gruppe als Integration,
bezogen auf die Wandlungsprozesse innerhalb des Judentums als Akkulturation oder Assimilation
mit unterschiedlichen Konnotationen beschrieben werden können.
Vor dem Hintergrund dieser begriffgeschichtlichen Entwicklung, die ich natürlich nicht im Einzelnen ausführen kann,
kann daher letztlich keine allgemeingültige Definition des Begriffs Emanzipation der Juden gegeben werden.
Für namhaften Historiker schien es sinnvoll, ihn auf seinen engeren Inhalt, also die rechtliche und staatsbürgerliche Gleichstellung, zu beschränken.
Doch umfasste er etwa auch für den Historiker Walter Grab ein 1938 zur Emigration gezwungener Wiener Jude,
der politisch zur Linken zu rechnen war, auch das Verlassen jener von uralten Religionsgesetzen geprägten Welt,
in der der Rabbiner uneingeschränkte Autorität besaß.
Auch wenn ich selbst dazu neige, an jener engeren Begriffsbestimmung festzuhalten, nach der unter Emanzipation der Juden,
deren rechtliche und staatsbürgerliche Gleichstellung zu verstehen, ist zu Verweis die Mehrdeutigkeit des Begriffs doch auch auf die verschiedenen Kontexte,
in denen die Debatte um die bürgerliche Verbesserung der Juden seit ihrem Beginn im späten 18. Jahrhundert gesehen wird.
Ich gehe damit zunächst auf den Ausgangspunkt ein, die Debatte um die bürgerliche Verbesserung der Juden im späten 18. Jahrhundert.
Sie haben ja darüber in der vergangenen Ringvorlesung bereits hören können.
1781 hatte der preußische Beamte Christian Wilhelm Dome mit dem ersten Teil seiner auf Anregung Moses Mendelsons verfassten Schrift
über die bürgerliche Verbesserung der Juden eine publizistische Debatte über die bürgerlichen Rechte der Juden angestoßen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:50:02 Min
Aufnahmedatum
2024-05-28
Hochgeladen am
2024-05-31 02:46:03
Sprache
de-DE